Lieferantenkredit: Darlehen in Form eines verlängerten Zahlungsziels

Als Unternehmer hast du finanzielle Verpflichtungen, nicht nur gegenüber Banken. Auch Lieferanten wollen nach der Lieferung das Geld aus dem Rechnungsbetrag auf ihrem Konto sehen. Manchmal wird die Lieferantenrechnung allerdings fällig, bevor du genügend Einnahmen erwirtschaftet hast. In einem solchen Fall kann ein sogenannter Lieferantenkredit hilfreich sein. Worum es sich bei dieser Kreditvariante handelt und was es beim Lieferantenkredit zu beachten gibt, erfährst du in diesem Beitrag.

Was ist ein Lieferantenkredit?

Gemäß § 433 Abs. 2 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) hat jeder Käufer bei Abschluss eines Kaufvertrages die Pflicht, den Kaufpreis für ein Handelsgut „Zug um Zug“ mit seinem Erhalt zu bezahlen. Befreit der Lieferant den Käufer von der sofortigen Zahlungspflicht, gewährt er ihm einen Lieferantenkredit. Er dient der Finanzierung von Warenumschlägen und gilt in Deutschland als eine der Hauptquellen für Fremdfinanzierungen ohne Hilfe einer Bank.

Bei einem solchen Kredit handelt es sich nicht um einen Kredit in der klassischen Form, wie du ihn von Banken oder Kreditinstituten kennst. Den Lieferantenkredit, der auch Handelskredit oder Warenkredit genannt wird, erhält ein Unternehmen von Lieferanten, bei denen es noch offene Rechnungen zu begleichen hat. Der Lieferant wird hier also zum Kreditor (Kreditgeber) und das Unternehmen zum Debitor (Kreditnehmer).

Im Rahmen eines Lieferantenkredits fließt nicht wirklich Geld in Form einer Kreditsumme. Vielmehr gewährt der Lieferant dem Unternehmen ein bestimmtes, meist kurzfristiges Zahlungsziel. Diese Fristverlängerung wird meistens über einen Zeitraum von ein bis drei Monate gewährt.

Für Waren mit längerer Absatzdauer kann das Zahlungsziel um bis zu sechs Monate in die Zukunft verschoben werden. Die Kreditlaufzeit wird durch die vom Lieferanten festgelegte Zahlungsfrist minus Skontofrist (in der Regel zehn bis 14 Tage) vorgegeben. Der Lieferant sichert den Kredit normalerweise ab, indem er einen sogenannten Eigentumsvorbehalt festlegt.

Das bedeutet, dass du als Belieferter bis zur vollständigen Begleichung der Rechnung zwar Besitzer der Ware bist, aber nicht ihr Eigentümer. Die Ware bleibt im Eigentum des Lieferanten. Allerdings kann bereits weiterverarbeitete oder verkaufte Ware vom Lieferanten nicht zurückgefordert werden. Hier trägt er also ein Ausfallrisiko.

Für wen ist der Lieferantenkredit geeignet?

Da es sich beim Lieferantenkredit um eine Verschiebung des Zahlungsziels für gelieferte Waren handelt, steht diese Kreditvariante vor allem Unternehmen bzw. gewerblichen Kunden offen. Für Privatpersonen ist der Lieferantenkredit hingegen nicht konzipiert.

Einen Lieferantenkredit gibt es auch nicht bei Banken oder Kreditinstituten. Der einzig mögliche Kreditor ist hier der Lieferant von Rohstoffen, Waren oder sonstigen Dienstleistungen an gewerbliche Kunden, etwa produzierende Unternehmen mit Bedarf für Materialien, stationäre Einzelhändler oder Online-Shops.

Wann sind Lieferantenkredite hilfreich?

Vor allem bei kurzfristigen finanziellen Engpässen kann diese Kreditart dazu beitragen, sich als Unternehmer Luft zu verschaffen und seine Finanzen zu ordnen und anstehende Zahlungen terminlich zu organisieren.

Einen Lieferantenkredit kann man als Unternehmer vor allem dann gut gebrauchen, wenn man zwar dringend Ware für den Verkauf benötigt, diese aber nicht unmittelbar bezahlen kann. Gewährt der Lieferant einen solchen Kredit, hat man mehr Zeit und kann zunächst die Ware verkaufen und dann vom Erlös die offene Rechnung beim Lieferanten begleichen.

Lieferantenkredite sind auch eine ideale Lösung, wenn ein Unternehmen nur bedingt kreditwürdig ist und deshalb von der Bank keinen herkömmlichen Kredit erhält. Auch in diesem Fall hilft der Lieferantenkredit bei der Aufrechterhaltung der Geschäftstätigkeit.

Spielt beim Lieferantenkredit die Schufa eine Rolle?

Nein, die Schufa ist bei der Gewährung eines solchen Kredits in keiner Weise beteiligt. Der Lieferant, der das verschobene Zahlungsziel gewährt, führt keine Schufa-Abfrage durch, wie es Banken vor der Vergabe von Krediten meist tun. Dein Schufa-Score bzw. die Bonität deines Unternehmens bleiben also bei einem Lieferantenkredit vollkommen unbelastet und werden bei der Schufa nicht gemeldet.

Diese Besonderheiten sind beim Lieferantenkredit zu beachten

Wie alle Kreditarten hat auch der Lieferantenkredit einige Besonderheiten, durch die man ihn erkennt und die ihn auszeichnen:

  • kurzfristiger Kredit
  • als Beteiligte fungieren Unternehmer und Lieferanten (keine Bank)
  • es ist keine Bonitätsprüfung notwendig
  • auf Formalitäten wird meist verzichtet
  • keine Zinsen wie beim klassischen Kredit
  • eine Finanzierung durch die Bank ist unnötig
  • er wird meist durch einen Eigentumsvorbehalt abgesichert

Praxistipp: Wer einen Lieferantenkredit in Anspruch nehmen möchte, der sollte vor allem die damit verbundenen Kosten hinsichtlich der Zinsen beachten. Auch wenn diese Kreditvariante zunächst günstig erscheint, kann sie schnell zu einer sehr teuren Verpflichtung werden.

Wie gestalten sich die Zinssätze beim Lieferantenkredit?

Die Funktionsweise eines Lieferantenkredits kann man an einem einfachen Beispiel sehr leicht erklären. Stell dir vor, du bestellst Waren und bezahlst per Rechnung. Der Lieferant hat folgende Konditionen vorgegeben:

  • Auf der Rechnung sind ein Netto-Rechnungsbetrag von 20.000 Euro sowie der entsprechende Brutto-Rechnungsbetrag von 23.800 Euro ausgewiesen.
  • Das auf der Rechnung vermerkte Zahlungsziel beträgt 30 Tage (Rechnung ist innerhalb dieser Zeit ohne Abzug zu begleichen).
  • Wenn du laut Rechnung den Rechnungsbetrag innerhalb von zehn Tagen zahlst, kannst du drei Prozent Skonto abziehen.

Für dich als Unternehmen bedeuten diese Konditionen, dass du, wenn du das Geld innerhalb von zehn Tagen überweist, sich der Rechnungsbetrag um drei Prozent Skonto reduziert. Du musst dann also nur 23.086 Euro überweisen (23.800 – 0,03 : 23.800). Zahlst du nach dieser Frist, aber innerhalb von 30 Tagen, musst du die volle Rechnungssumme von 23.800 Euro begleichen.

Der Lieferant gewährt dir damit für die Zeit vom elften bis zum 30. Tag nach Rechnungsstellung einen Lieferantenkredit. Für ein Zahlungsziel von 20 Tagen zahlst du also 714 Euro Zinsen, nämlich in Form der nicht erhaltenen 3 Prozent Skonto. Viele Lieferanten gewähren beim Skonto übrigens zwischen 1 und 3 Prozent.

Die Möglichkeit, dass ein Unternehmen den Skonto nicht nutzt, hat der Lieferant bereits beim Kaufpreis mit einkalkuliert. Aus diesem Grund macht er in der Regel keinen großen Verlust, selbst dann, wenn ein Kunde vom Skonto Gebrauch macht.

Warum bieten Lieferanten den Lieferantenkredit an?

In erster Linie geht es bei dieser Kreditvariante um Kundenbindung. Für die Gewährung eines längeren Zahlungsziels benötigen Lieferant und Kunde ein tiefes, beiderseitig vorhandenes Vertrauen. Vor allem mit Blick auf ein mögliches Ausfallrisiko werden Lieferanten nicht an jeden ihrer Geschäftspartner einen solchen Lieferantenkredit vergeben.

Gibt es Alternativen zum Lieferantenkredit?

Ja, solche Alternativen gibt es in der Tat. Vor allem aufgrund der hohen Zinskosten beim Lieferantenkredit bieten sich mehrere Alternativen an, die zum Teil deutlich günstiger sind.

Eine der häufigsten Alternativen zum Lieferantenkredit ist die Ratenzahlung bzw. der klassische Ratenkredit. Durch sie umgeht der Käufer ebenfalls der sofortigen Begleichung einer offenen Forderung. Im Gegensatz zum Lieferantenkredit wird bei der Ratenzahlung allerdings nicht der gesamte Rechnungsbetrag nach einem vorgegebenen Zeitraum fällig.

Bei der Ratenzahlung einigen sich Kreditor und Debitor nämlich darauf, den zu zahlenden Betrag innerhalb eines gemeinsam vereinbarten Zeitraumes durch regelmäßige Raten zu tilgen. Als Nachteil der Ratenzahlung muss allerdings genannt werden, dass zum Kaufpreis noch weitere Zinskosten auf den Debitor (Kreditnehmer) zukommen.

Wer die Möglichkeit hat, sollte seinen Dispositionskredit für das Geschäftskonto nutzen, um die Rechnung bei seinem Lieferanten unter Ausnutzung des Skonto zu bezahlen. Zwar fallen für das Überziehen des Kontos ebenfalls hohe Zinssätze (meist im zweistelligen Bereich) an, diese sind aber immer noch geringer, als der oft noch höhere Zins beim Lieferantenkredit.

Vor- und Nachteile beim Lieferantenkredit im Überblick

Diese eben genannten Besonderheiten klingen zunächst einmal wie die ideale Lösung zur Überbrückung kurzfristiger Liquiditätsprobleme. Der Lieferantenkredit hat allerdings Vor- und Nachteile, die du vor der Inanspruchnahme dieser Kreditart zumindest kennen solltest. Von folgenden Vorteilen kannst du profitieren und mit folgenden Nachteilen musst du beim Lieferantenkredit rechnen.

Vorteile LieferantenkreditNachteile Lieferantenkredit
schnelle, formlose Abwicklung ohne unnötige Formalitätenhohe Kosten durch hohe Effektivverzinsung nach Ende der Skontofrist (bis zu 30 Prozent)
mit der Warenlieferung steht der Kredit bereitder Zinssatz kann nicht aus dem Rechnungsbetrag herausgelesen werden
keine BonitätsprüfungenVorteile hat vor allem der Lieferant
keine vertraglichen Verpflichtungen gegenüber der Bankdurch den Eigentumsvorbehalt bleibt der Lieferant Eigentümer der Ware
keine Sicherheiten erforderlich 
der Rechnungsbetrag mit Zahlungsaufschub kann durch Verkaufserlöse beglichen werden 

FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Lieferantenkredit

Was ist ein Lieferantenkredit?

Darunter versteht man die Gewährung eines Zahlungsziels für eine Rechnung, die ein Unternehmer von seinem Lieferanten für bereitgestellte Materialien, Rohstoffe, Komponenten oder fertige Produkte erhält. Der „Kreditnehmer“ erhält also mehr Zeit, um den Rechnungsbetrag zu begleichen.

Welche Laufzeiten gibt es beim Lieferantenkredit?

Der Lieferantenkredit ist ein kurzfristiger Kredit. Seine Laufzeiten bewegen sich in der Regel zwischen einem und drei Monaten. In Sonderfällen können auch längere Laufzeiten bis zu sechs Monaten gewährt werden (bei Produkten mit längerer Absatzdauer).

Wann lohnt sich ein Lieferantenkredit?

Besonders sinnvoll ist der Lieferantenkredit, wenn ein Unternehmer Ware benötigt, die er aber im Augenblick nicht zahlen kann. Das längere Zahlungsziel ermöglicht es ihm, die erhaltene Ware zu veräußern und davon die Rechnung zu begleichen. Auch für Unternehmen mit geringer Kreditwürdigkeit kann diese Kreditform hilfreich sein.

Welche Unterschiede gibt es zwischen Raten- und Lieferantenkredit?

Der wichtigste Unterschied zwischen beiden Kreditarten ist die Form der Tilgung. Während beim Lieferantenkredit der gesamte Rechnungsbetrag am Ende der Laufzeit fällig wird, kann die Kreditsumme beim Ratenkredit über einen vorher besprochenen Zeitraum hinweg in regelmäßigen Raten getilgt werden. Auch die Verzinsung unterscheidet sich voneinander.

Gibt es den Lieferantenkredit bei der Bank?

Nein, der Lieferantenkredit wird ausschließlich von Lieferanten gewährt. Er zählt nicht zu den klassischen Kreditarten, die von Banken oder Kreditinstituten vergeben werden.

Welche Bedeutung hat Skonto beim Lieferantenkredit?

Das Skonto ist ein Preisnachlass, den ein Verkäufer gewährt, wenn der Rechnungsbetrag innerhalb einer bestimmten Frist bezahlt wird. Beim Lieferantenkredit verzichtet der Käufer aus dieses Skonto und nutzt lieber die volle Zeit bis zum letztmöglichen Zahlungsziel aus. Der Verzicht auf das Skonto kann dabei mit dem zu zahlenden Zinssatz für das verlängerte Zahlungsziel gleichgesetzt werden.

Warum gewähren Lieferanten diesen Kredit?

Hauptgründe sind vor allem das vorhandene Vertrauensverhältnis zwischen den Beteiligten, das relativ geringe Ausfallrisiko auf Seiten des Lieferanten sowie sein Wunsch nach Kundenbindung, wofür der Lieferantenkredit als attraktives Werkzeug dient.

Fazit: Ein Lieferantenkredit will gut bedacht sein

Wer kurzfristig einen finanziellen Engpass hat und trotzdem Ware bestellen möchte, der hat mit dem Lieferantenkredit eine gute Lösung zur Verfügung. Dies gilt vor allem dann, wenn seine Konten voll ausgeschöpft sind und er bei der Bank keinen Kredit erhält. Allerdings sollte man immer die oft hohen Zinssätze, die sich durch die Nichtverwendung des Skonto ergeben, bedenken. Für eine längere Finanzierung eignet sich der Lieferantenkredit nicht unbedingt. In diesem Fall solltest du dich nach einer der anderen Kreditarten umschauen, da sie zinstechnisch deutlich günstiger sind.

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